Danksagung

Danksagung von Ingrid Demming / DAF zur Verleihung der Bernhard - Kleinhans - Plakette an den Deutsch - Ausländischen Freundeskreis Sendenhorst

Ich weiß, ich spreche im Namen aller aus dem Deutsch-Ausländischem Freundeskreis, wenn ich sage: „Ich freue mich“. Wir freuen uns und sagen danke; danke auch im Namen der von uns unterstützten ausländischen Flüchtlinge in Sendenhorst. Auch sie werden durch diese Auszeichnung in den Blick genommen. Das passiert in so einer positiven Form recht selten. Deshalb und auch dafür noch einmal unseren ausdrücklichen Dank.

Unser Dank und unsere Freude gelten auch der Tatsache, dass diese Plakette nach Bernhard Kleinhans benannt ist. Wir alle verehren und bewundern ihn. Ich habe mich dessen versichert. Er, der heimatverbundene und dennoch weltoffene Künstler ist uns lieb wegen seines Humors, wegen seiner eigenen Denkweise, seiner Hintergründigkeit und auch wegen seiner Kritik an der Gesellschaft. In seinen Werken ist uns seine Menschlichkeit, die auch seine Person kennzeichnete, erhalten geblieben. Er hat den Wert von „Heimat“ erkannt und ist so für uns, die wir für Heimatlose und Entwurzelte einstehen, ein wichtiger Verbündeter.

Die Tatsache, dass sein Sohn Basilius diese Plakette liebevoll gestaltet hat, macht sie uns um ein Weiteres wertvoller. Auch dafür unseren herzlichen Dank.

Wenn wir heute zum Beginn der „Woche der Brüderlichkeit“ geehrt werden, möchte ich auch dazu einige Gedanken äußern: Die Inhalte der „Woche der Brüderlichkeit“ sind geprägt von Versöhnung und Erinnerung. Erinnerung an eine Vergangenheit, die wir nie wieder erleben wollen. Die Gegenwart aber ist die Zeit, in der wir die notwendigen Schritte tun müssen, um die Zukunft frei zu halten von den Auswüchsen, die in der Vergangenheit möglich waren. Die Einsichten in Zusammenhänge, die auch aus dem Thema der diesjährigen „Woche der Brüderlichkeit“ erwartet werden können, müssen zum Nachdenken und Handeln anregen. Mit der Verleihung dieser Plakette an Menschen, die hier und jetzt an einer friedvollen Welt arbeiten, wird gegenwärtiges Handeln sichtbar gemacht.
Wir, vom Deutsch-Ausländischen Freundeskreis in Sendenhorst, sind nahe an den von uns unterstützten Flüchtlingen. Wir kennen ihr Schicksal und ihre Schwierigkeiten, in Deutschland als das anerkannt zu werden, was sie sind, nämlich schutzbedürftig.

Wir haben Einblick in die Thematik von Flucht und Asyl. Wir erkennen, dass Deutschland und mit ihm Europa  auf keinem guten Weg sind. Unser Grundgesetz sagt eindeutig: „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.“ Dieses Gesetz wurde 1993 so eingeschränkt, dass nun hauptsächlich Flüchtlingsabwehr praktiziert wird. In einer bei Weitem nicht befriedeten Welt ist die Anerkennungsquote 2006 auf 0,8% gesunken. Das sind gerade mal 240 Personen. Dazu kommen weitere 1722 Personen, die aus anderen Gründen anerkannt werden. 80 Millionen Deutsche nahmen in 2006 ca. 2000 Menschen auf! Das ist skandalös, wird aber von der Politik als Erfolg gewertet. Deutschland hat sich damit weitgehend aus dem Flüchtlingsschutz verabschiedet. Flüchtlinge, die wegen ihrer Gedanken und politischen Einstellungen verfolgt und oft auch gefoltert wurden, werden in Drittländer oder sogar in den Verfolgerstaat abgeschoben.
Auch die schon länger in Deutschland lebenden geduldeten Flüchtlinge sind nicht geschützt. Sie kommen hauptsächlich aus dem ehemaligen Jugoslawien, aus Afghanistan oder der Türkei, in der Mehrheit Familien mit Kindern. Sie sind oft mehr als 10 Jahre hier und wurden aus unterschiedlichen Gründen nicht abgeschoben. Der Bleiberechtsbeschluss der Innenministerkonferenz vom November 2006 greift nicht. Schon der Beschluss schließt Alte und Kranke aus, wenn er sagt, sie dürften bleiben, wenn ihr, ich zitiere „Lebensunterhalt einschließlich einer erforderlichen Betreuung und Pflege ohne Leistungen der öffentlichen Hand dauerhaft gesichert ist.“ Das aber ist allenfalls in wenigen Ausnahmefällen möglich.  Von den anderen Geduldeten werden wegen restriktiver Auslegung weit weniger als erwartet, bleiben dürfen. Die Menschen werden auf ihre Nützlichkeit für den deutschen Staat überprüft. Humanitäre Lösungen sind  -noch?- nicht vorgesehen. Ein christliches und soziales Land sollte jedoch Geld für humanitäre Lösungen zur Verfügung stellen. Das Wort von der „Zuwanderung in die Sozialsysteme“ ist blanker Unsinn, denn dort werden die Geduldeten seit Jahren künstlich gehalten, weil ihnen konsequent eine Arbeitsmöglichkeit verweigert wurde. Es ist also für uns auch wichtig, sich den vielen Protesten aus allen gesellschaftlichen Schichten anzuschließen
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Die Abwehr von Flüchtlingen ist Ausdruck von Hilflosigkeit. Eine gute und notwendige, im Sinne des Wortes not-wendige, Flüchtlingspolitik muss endlich das tun, was seit Jahrzehnten angemahnt wird: eine wirksame Bekämpfung der Fluchtursachen in den Herkunftsländern.

Kommen wir zurück nach Sendenhorst. Hier spüren wir die Auswirkungen der großen Politik. Unsere Aufgabe kann nicht losgelöst davon betrachtet werden. Wir sind froh, dass wir denjenigen Flüchtlingen, die es nach Sendenhorst verschlagen hat, hilfreich zur Seite stehen können und so im kleinen Rahmen Solidarität praktizieren können.

Hier muss ich die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Sendenhorst erwähnen. Diverse Probleme können im Rahmen des möglichen Spielraums besprochen und oft auch gelöst werden. Besonders die Wohnsituation ist wesentlich entspannter als anderswo. Davon profitieren wir alle durch das friedliche Miteinander, was wir hier in Sendenhorst erleben. Auch dafür an dieser Stelle unseren Dank!

Die Verleihung der Bernhard-Kleinhans-Plakette empfinden wir als Anerkennung und Wertschätzung dessen, was wir tun, aber auch als Ausdruck von Vertrauen. Und das Wissen darum tut uns einfach gut.
Ich habe in unserer Gruppe nach der Motivation für diese Arbeit gefragt. Antworten wie: ich möchte Hilfe zur Integration geben – weil ich selber alles habe, was ich brauche, fühle ich eine Verpflichtung, anderen zu helfen -  ich möchte nicht, dass Menschen als Mittel zur Abschreckung missbraucht werden -  ich möchte nicht, dass in meinem Land menschenverachtende Dinge passieren.
Wir alle möchten  den Flüchtlingen hier vor Ort, die von so viel abwehrenden Maßnahmen betroffen sind, ein menschliches Gesicht zeigen. Wir danken Ihnen dafür, dass Sie uns mit dieser Ehrung dabei helfen.