Laudatio

Laudatio von Herrn Prof. Dr. Ulonska
zur Verleihung der Bernhard-Kleinhans-Plakette 2007
an den Deutsch-Ausländischen Freundeskreis Sendenhorst

Die diesjährige „Woche der Brüderlichkeit“ in der Bundesrepublik Deutschland steht unter einem Vers aus dem Prophetenbuch Sacharja (8,16) „Das sind die Gebote, die ihr halten sollt: Redet Wahrheit untereinander, lasst die Wahrheit Recht sprechen und richtet in Frieden unter euren Toren.“

Der Wahrheit Raum geben im Denken und Handeln bezieht sich auf viele Bereiche unseres Alltags, nicht nur auf den christlich-jüdischen Dialog, wie er von Anfang an mit der „Woche der Brüderlichkeit“ verbunden ist. Wahrheit reden bezieht sich ebenso auch auf den Dialog mit unseren muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Vor einem Jahr haben wir diesen Trialog zwischen den drei abrahamitischen Religionen über die heilige Stadt Jerusalem geführt. Aufgrund verschiedener Ereignisse des letzten Jahres wollen wir in diesem Jahr den Trialog auf die Beziehungen untereinander unter dem Thema weiterführen: „Zwischen Bekenntnis, Gewalt und Vernunft: Wie Religionen miteinander umgehen“.
 
Der „Arbeitskreis Woche der Brüderlichkeit in Sendenhorst“ möchte in diesem Jahr über das Reden hinaus zum zweiten Mal unter uns wieder ein Zeichen setzen. Auch in diesem Jahr soll eine Gruppe, Initiative, Aktion, die in unserer Stadt durch Zeichen der Versöhnung und der Rede der Wahrheit friedensstiftend arbeitet, in besonderer Weise ausgezeichnet werden, auch um das ehrenamtliche Engagement zu würdigen.

Wir wollen dieses im Namen des verstorbenen Ehrenbürgers unserer Stadt tun, der am 17. April 2006 80 Jahre alt geworden wäre, und auch in Übereinstimmung mit seiner Familie: wir möchten heute die wieder von seinem Sohn Basilius gestaltete „Bernhard-Kleinhans-Plakette“ verleihen.

Bernhard Kleinhans hat von Anfang an sehr großes Interesse an unserer Woche der Brüderlichkeit gezeigt. Seine Plastiken zeigen in den gestalteten Figuren Symbole, z. B. in der Beziehung zwischen Mann und Frau oder zwischen den Generationen und vor allem zwischen der Heilstat Gottes und seiner Schöpfung, die den Künstler als Christen ausweisen.

Die „Bernhard-Kleinhans-Plakette“ will ein Zeichen der Anerkennung für einen Verein sein, der sich seit Jahren für den sozialen Frieden zwischen den Sendenhorster Bürgerinnen und Bürgern und den ausländischen Zugewanderten in durchaus nicht immer bequemer Form einsetzt. Wir wollen alle Mitarbeitenden des Vereins in ihrem für uns oft hartnäckigen Insistieren auf Gerechtigkeit ermutigen, nicht müde zu werden, um in dieser Welt und unserer Stadt den Glauben an ein friedvolles Miteinander immer wieder glaubhaft werden zu lassen.

Der Empfänger der Auszeichnung ist in diesem Jahr der Verein „Deutsch-Ausländischer Freundeskreis Sendenhorst e.V.“.

Seit 1990 als Freundeskreis und 2001 als Verein werden Flüchtlinge, die unter uns Schutz vor Verfolgung suchen, auf den verschiedensten Ebenen betreut. Ohne Hilfe sind die Zugewiesenen oft verloren, weil zu vieles anders bei uns ist als in den Heimatländern, aus denen sie geflohen sind.
Weil die geflüchteten Heimatlosen Bedürftige sind an Leib und Seele, sind sie auf Begleitung angewiesen, nicht nur im deutschen Bürokratiedschungel, wenn es gilt, Anträge zu stellen und sie auch noch auszufüllen, - mehr noch bedarf auch die Seele dieser Geflüchteten der schützenden Begleitung; denn viele sind durch erschreckende Ereignisse traumatisiert worden. Zerstörtes Vertrauen wird durch die Einzelbetreuung wieder mühsam durch vertrauensbildende Maßnahmen aufgebaut. Die Betreuten lernen zu erzählen, um mit der mitgebrachten Angst Leben zu können, - und diese Geflüchteten bekommen durch diese Einzelbetreuung der Freundeskreismitglieder etwas Geborgenheit zurück.
Die Paten, die sich der Schutzbedürftigen annehmen, lassen diese durch das verschenkte Vertrauen zu Partnern werden. Sie geben die übernommene Verantwortung an die unmündig erscheinenden Fremden zurück, weil nach der Maxime der „Hilfe zur Selbsthilfe“ gearbeitet wird.
Die Mitarbeitenden des Freundeskreises haben verstanden, dass Maria Montessoris Satz „Hilf mir, es selber zu tun“ aus der in die Hilflosigkeit geführten Regression befreit, in die diese Flüchtlinge in einer für sie nicht mehr durchschaubaren Welt geraten sind und sie orientierungs- und hilflos gemacht hat. Wer diese Hilflosigkeit als Schwäche versteht und durch restriktive Bleiberechtsregelung ausnutzt, schafft eine soziale Ungerechtigkeit, die den sozialen Frieden, auch in unserer Stadt, gefährdet.
Der „Deutsch-Ausländische Freundeskreis in Sendenhorst“ trägt ganz entscheidend dazu bei, dass der soziale Friede in Sendenhorst gewahrt bleibt. Die Mitarbeitenden im Freundeskreis gestehen den Flüchtlingen unter uns gleiche Rechte zu.
Das mag provokativ erscheinen, weil Vorurteile relativiert werden. Doch durch dieses politische Engagement über das karitative hinaus begegnen sie auf gleicher Augenhöhe diesen Zugewanderten, weil die Würde des Menschen unantastbar ist.
Gestärkt durch den Glauben an eine humane Gesellschaft, die aus der Tradition der Nächstenliebe des Christentums erwachsen ist, wird vorbildlich soziales Handeln aus  Mitmenschlichkeit heraus praktiziert.

Die Summe der vielen erbrachten Einzelleistungen des Freundeskreises findet in der Öffentlichkeit große Anerkennung.
Das möchten auch wir vom Arbeitskreis „Woche der Brüderlichkeit in Sendenhorst“ würdigen mit der Verleihung der „Bernhard-Kleinhans-Plakette 2007“.